Lager

Geschützt durch hohe Laubbäume liegt das Lager des BirkenClans mitten im grünen Wald. Durch das dichte Astwerk ist das Lager stets beschattet, nur vereinzelte Sonnenstrahlen werfen Lichtflecken auf den sandigen Boden.
Der Lagerplatz ist mit festgetretener Erde bedeckt, rundherum ist ein dichter Wall aus Ästen und Brombeerranken, um das Lager vor ungebetenen Gästen zu schützen. Die einzelnen Bauten liegen inmitten verschiedener Sträucher und bieten guten Schutz vor Regen und Kälte. Mitten auf dem Lagerplatz ist ein Baumstumpf, von wo aus der Anführer zu seinem Clan sprechen kann.

Es war ein wunderschöner Morgen der Blattfrische und als Echoruf aus dem Bau der Krieger trat, schien ihm die warme Sonne auf den Rücken. Er blickte sich im Lager um und entdeckte Alabasterfell, Rauchschleier, Streifenblüte und Hagelstern.
Streifenfell lag auf dem Boden, die Augen geschlossen, woraus der Kater schloss, dass sie ohnmächtig war. Er fragte sich, was wohl der Grund für diesen Schwächeanfall gewesen sein mochte. Hagelstern und Alabasterfell schienen auf dem Weg zum patroullieren oder zum jagen zu sein, auf jeden Fall schienen sie das Lager verlassen zu wollen.
Er selbst hätte auch gut Lust gehabt, sich ein wenig die Beine zu vertreten, doch solange niemand es anordnete oder ihm die Erlaubnis gab, würde er das Lager nicht verlassen. Vielleicht brauchte Streifenfell ja Hilfe? Er würde sich auf jeden Fall anbieten.
Rauchschleier sah so aus, als wäre sie wütend auf die anderen, ihre Ohren hatte sie angelegt und sie sah Hagelstern giftig an. Hatte sie oder Hagelstern etwas mit Streifenfell zu tun? Er konnte sich nicht recht vorstellen, dass Streifenfell wegen Rauchschleier oder ihrem Anführer umgekippt wäre, weswegen er diesen gedanken beiseite schob.
Er lächelte, als er sich zu den anderen Katzen gesellte und nickte.

» Guten Morgen. «, grüßte er. Dann runzelte er die Stirn kaum merklich. » Was ist denn mit Streifenfell los? Meint ihr nicht, dass sie Hilfe gebrauchen könnte? «

Dass niemand sich der Kätzin annahm irritierte den Krieger und machte ihn stutzig. Anscheinend hatte er wirklich etwas verpasst.

Genau das hatte Alabasterfell gefürchtet: Rauchschleier schien wieder die Besinnung zu verlieren und griff Streifenfell zunächst mit Worten, später sogar auch mit Krallen und Zähnen an. Erschrocken wich Alabasterfell zurück, nicht fähig, einzugreifen. Hagelstern griff erst ein, als Streifenfell bewusstlos zu Boden ging, ein Punkt, der Alabasterfell zwar verwirrte, aber sie traute sich nicht, ihren Anführer in Frage zu stellen.

„Echoruf, hole Nebelherz“, bat sie den Krieger freundlich, aber bestimmt. „Hagelstern, ich komme.“

Besorgt leckte sie Streifenfell über das Ohr, doch dann wandte sie sich ab, um Hagelstern zu folgen. Es behagte ihr nicht, keine Pfote zu rühren, doch Streifenfell war bei Echoruf bestimmt in guten Pfoten. Am Lagerausgang wartete die Weiße auf den langfelligen Kater. Sie würde alleine mit ihm patroullieren! Ihr Herz machte einen kleinen Satz und ihre Schwanzspitze zuckte nervös.

Als Echoruf aus dem Bau der Krieger trat und auf sie zukam beschloss Hagelstern kurzerhand, ihn zum Streifenfell-Rettungs-Trupp zu machen und endlich loszugehen. Doch Alabasterfell schien sich nicht von ihrer Freundin, die am Boden lag, trennen zu können. Sie weis Echoruf an, Nebelherz zu holen und kam dann zu ihrem Anführer.
Hagelstern warf noch einen Blick über die Schulter, dann verließ er das Lager. Alabasterfell war seiner Meinung nach eine recht angenehme Gesprächspartnerin - jedenfalls angenehmer als Rauchschleier oder Streifenfell, wobei seine 2. Anführerin durchaus auch nette Seiten hatte.
Im Wald, der um das Lager wuchs wie ein schützender Ring, roch es verheißungsvoll nach Frischbeute, die nur darauf wartete, gefangen zu werden. Doch zuerst würde er zur Grenze des SandClans gehen. Auch wenn Streifenfell nicht mitkam wollte er überprüfen, ob Mondstern und ihre Bande bei sich blieben.

» Zuerst gehen wir zur Grenze zum SandClan, dann können wir noch jagen gehen. «, bestimmte der Kater und schlug die Richtung des Monsterwegs ein.

Wie jede Katze war er den Monstern und dem Lärm gegenüber misstrauisch, doch er würde nicht behaupten, dass es Angst wäre. Angst war etwas für Junge, nicht für Anführer. Wobei er Alabasterfell durchaus zutraute, auch Angst zu haben.
Mit schnellen, langen Schritten lief er durch den Wald, an seiner Seite die Weiße.

--> Monsterweg { SandClan xx BirkenClan }

Mit einem letzten Blick zu Streifenfell, Echoruf und Rauchschleier wandte sich Alabasterfell nun entgülig ihrem Anführer zu, der zu ihr gekommen war. Aufmerksam hörte sie ihm zu, nickte bestätigend.

„Meinst du nicht, dass Holunderstern eher angreifen würde? Die Berge bieten weniger Beute, du weißt ja, wie feindselig sie immer ist“, meinte Alabasterfell nachdenklich. „Aber es ist immer sicherer, ein Auge auf beide zu haben.“

Ohne weitere Widerworte folgte die Weiße dem buschigen Schweif Hagelsterns. Unentwegt fiel der Blick der Kätzin auf seinen wunderschönen Pelz und wie anmutig er sich bewegte. Die zweifarbigen Augen der Kätzin funkelten bewundernd.

tbc. Monsterweg

Die Sonnenstrahlen schienen Krähenpfote direkt ins Gesicht. Blinzelnd wachte er auf und streckte sich. Sein schwarzer Pelz glänzte in der Sonne und seine Augen glitzerten ein wenig. Wie er bemerkte, hatte er etwas länger als sonst geschlafen, also wusch er sich schnell und hörte dann Rauchschleiers Stimme. Er hielt es nicht für nötig Nebelherz nochmal anzusprechen, also betrat er die Lichtung. Etwas erschrocken sah er wie Streifenfell verletzt auf dem Boden lag und Alabasterfell nach Nebelherz rief. Ohne nachzudenken rannte er zu seiner zweiten Anführerin und schaute sie besorgt an. „Nebelherz wird gleich hier sein.“ Er selber hatte erst seit einem halben Mond Heilerunterricht, weshalb ihm noch sehr viel Erfahrung fehlte. Streifenell schien ohnmächtig zu sein, also rief sie erneut nach seinem Mentor und wartete besorgt. „Streifenfell?“ Doch die Katze war immer noch nicht ganz bei ihnen.

Viele Gedanken tummelten sich in Krähenpfotes Kopf. Ob es schlimm um Streifenfell stand und wie es überhaupt zu diesem Kampf gekommen ist. Denn immerhin waren hier nur Clanangehörige des Birken Clans, also wieso sollten sie sich untereinander bekriegen? Der schwarze Kater verstand es einfach nicht. Eigentlich hoffte er nur eins, und zwar das sein Mentor bald hier sein würde.

Echoruf wurde von Alabasterfell gesagt, er solle Nebelherz holen, doch Rauchschleier kam ihm zuvor. Er fragte sich, wieso sie ihn nicht hatte laufen lassen, tat das ganze dann aber mit einem kurzen knappen Lächeln ab und beugte sich über Streifenfell.
Sie atmete, eindeutig, aber aufzuwachen schien sie nicht. Rauchschleier kam mit Nebelherz & Krähenpfote wieder. Nebelherz schien ganz aus dem Häuschen zu sein und rief wilde Befehle zu Krähenpfote. Er fragte, was geschehen sei, doch Echoruf zuckte nur mit den Schultern. Er war selber nicht ganz informiert und Hagelstern war mit Alabasterfell weggegangen.
Er half Nebelherz, Streifenfell in den Heilerbau zu bugsieren, in dem er die Schnauze unter den Bauch der Stellverteterin schob und so ihren Körper anhob. Die Kätzin war recht schwer, aber Echoruf machte keinen Mucks und beschwerte sich nicht. Wenn es Streifenfell schlecht ging, brauchte sie Hilfe und wann immer jemand Hilfe brauchte, was Echoruf zur Stelle.
Anscheinend schien Rauchschleier eine kleine Verletzung davongetragen zu haben, die er vorher nicht bemerkt hatte. Wie peinlich. Die ganze Zeit hatte er sich um Streifenfell gesorgt, obwohl auch Rauchschleier eine Verletzung davongetragen hatte.
Nun wollte der Krieger aber wirklich wissen, was vorgefallen war. Fragend blickte er Rauchschleier an, von welcher er, so wie anscheinend alle im Bau, eine Antwort erwartete.

Nach kurzer Zeit kam Nebelherz. Krähenpfote atmete erleichtert auf und befolgte sofort die Anweisungen seines Mentors. Mit schnellen Schritten kam er im Heilerbau an. Die Namen der Kräuter sagten ihm etwas, aber er konnte sich nicht mehr an alle erinnern.

Er beeilte sich, konzentrierte alle seine Sinne auf das Suchen der Kräuter und legte Spinnweben, Kerbel und Rosmarin raus. Bei denen drei war er sich sicher, allerdings fehlten immer noch zwei weitere. Komm schon Krähenpfote, du kannst das, du weißt wie die Kräuter riechen. sagte er sich selber und holte zögerlich Wollziest raus die Blätter hatten einen kleinen weißen Pelz und fühlten sich dadurch sehr weich an. Das sind sie! So sehr er sich auch anstrengte konnte er sich nicht an Goldrute erinnern. Etwas beschämt blickte er zu Boden, während er die anderen Kräuter geordnet heraus legte. Dann kamen auch schon Echoruf und Nebelherz. „Nebelherz, tut mir Leid, aber ich wusste nicht mehr wie Goldrute aussieht oder riecht…“

Er fühlte sich nutzlos, vielleicht hätte er es doch wissen müssen, ich meine er ist Heilerschüler, musste man da nicht schon einiges können? Irgendwie bin ich ein hoffnungsloser Fall,dachte er, riss sich aber zusammen und blickte Nebelherz fest in die Augen.

Ohne irgendetwas zu sagen wickelte Krähenpfote die Spinnweben mit seiner Pfote auf und drückte sie vorsichtig auf die kaum blutende Wunde. Stolz erfüllte ihn, als Nebelherz ihn lobte. Danach holte er Kerbel, die kleinen grünen Blättchen, die er vorhin raus gelegt hatte. Sehr vorsichtig und konzentriert tat er die Blätter auf die Verletzung am Bauch. Noch immer fragte er sich, was eigentlich passiert war und warum, aber seine Aufgabe war es zu heilen und nicht zu fragen. Trotzdem nagte es an ihm zu erfahren was geschehen war. Nun ja vielleicht konnte er ja später mal jemanden Fragen, jetzt ging es um Streifenfell und Rauchschleier. Er sah die graue Katze an und merkte, dass auch sie einige Verletzungen hatte, jedoch ging in diesem Moment Streifenfell vor.

Kurz sah er zu seinem Mentor hinüber, der Goldrute geholt hatte. So sieht es also aus. Sein Mentor kaute gerade die restlichen Kräuter. Immer wieder fand der schwarze Kater es erstaunlich, wie gut Nebelherz sich alles merken konnte. Jedes Kräuterbündel kannte er in und auswendig, jedenfalls kam es dem Schüler immer so vor. Nun widmete er sich wieder Streifenfell.

Echoruf nickte nur, als Nebelherz sich bedankte. Er wusste, dass das nur eine Geste der Höflichkeit gewesen war, doch er ließ Sachen, die andere sagten nicht gern unkommentiert, sei es auch nur durch ein Nicken.
Es war recht voll im Heilerbau, obwohl dieser recht groß war. Er ragte sich, ob er ihn nicht verlassen sollte, denn schließlich hatte er mit der ganzen Sache nichts zu tun, doch es interessierte ihn zu sehr, wie es zu dem Kampf gekommen war. Natürlich konnte er auch warten, bis Hagelstern und Alabasterfell wieder da waren, aber es interessierte ihn, wie die wirklich beteiligten es gesehen hatten. Außerdem wollte er nicht hinter dem Rücken der beiden Kätzinnen mit jemand anderem über sie reden.
Er setze sich ein wenig abseits der andere Katzin hin und beobachtete, wie Krähenpfote und Nebelherz Streifenfells Wunden verarzteten. Er verstand nicht viel vom heilen, aber in seinen Augen sah das alles sehr proffessionell aus und er war froh, zwei so gute Heiler im Clan zu haben. Man konnte nie wissen, vielleicht war er es, der eines Tages im Heilerbau lag.
Rauchschleier schien müde zu sein - sie legte sich hin. Er fand es merkwürdig, dass die Kätzin sich, obwohl der Tag gerade erst angebrochen war, hingelegt hatte, aber wahrscheinlich hatte sie es nötig. Vielleicht hatte sie in den letzen Tagen nicht genug Schlaf bekommen, oder der ganze Trubel vom Morgen hatte sie ein wenig aufgeregt.

Er war enttäuscht, als Rauchschleier ihn so anmachte. Er hätte wohl doch besser gehen sollen. Er stand wahrscheinlich wirklich nur im Weg herum. Trotzdem hätte die Kätzin ihm das nicht so hart sagen müssen. Schließlich hätte er sie auch verstanden, wenn sie ihn gebeten hätte, Platz zu machen. Er blickte zu Boden und sah erst wieder auf, als er hörte, wie Streifenfell sprach.
Sie schien verärgert über Rauchschleier und entschuldigte sich bei ihren Worten. Wofür sie sich bei ihm entschuldigte, war Echoruf nicht ganz klar. Doch er nickte und lächelte. Dann stand er auf und verließ den Heilerbau. Rauchschleier hatte Recht - er stand nur im Weg herum und jetzt, wo es Streifenfell besser ging, wurde er ganz sicher nicht mehr benötigt.
Er legte sich in den Schatten, den die Bäume warfen und sah sich im Lager um. Es sah so still und friedlich aus, doch jeder Beteiligte - selbst er - wusste, dass es alles andere als friedlich war. Hoffentlich würde sich das bald ändern.
Er fragte sich, wann Alabasterfell und Hagelstern wiederkommen würden, doch er dachte sich, dass die beiden wohl noch ein wenig jagden. Der Clan hatte in dieser Jahreszeit keine probleme mit dem Fangen der Frischbeute, da konnte man ruhig auch mal ein wenig zu viel haben und für den nächsten Morgen etwas übrig haben.
Er glaubte, sich an ein paar sehr sehnsüchtige Blicke zum Anführer seitens der weißen Kätzin zu erinnern, doch es war weder sein Recht, noch seine Aufgabe, über die Angelegenheiten anderer zu spekulieren. Natürlich würde er sich für die beiden freuen, doch zum jetzigen Zeitpunkt war es unangemessen, über so etwas nachzudenken.

Sein Pelz wurde ganz heiß vor Lob. Krähenpfote’s Augen leuchteten kurz, dann aber nickte er auf die Frage von seinem Mentor. Vorsichtig nahm er die kleinen gelben Blüten hoch und kaute sie. Eigentlich schmeckten sie nicht so schlimm wie die meisten, sogar relativ normal. Als er sie zu Ende gekaut hatte, legte er seinen Kopf zur Seite um seine Arbeit zu begutachten, nickte dann kaum merklich und sah Nebelherz dann fragend an, ob er den Brei drauf machen sollte oder ob das doch lieber der braune Kater persönlich machte.

Während er auf die Antwort wartete, schaute er sich Streifenfell genauer an. Er dachte wie sie die drei Katzen vorhin angeknurrt hatte, sich dann aber gleich entschuldigt hatte. Noch immer fragte sich der kleine Kater sich was geschehen war, und da Echoruf jetzt weg war, könnte er jetzt ja eigentlich fragen oder? Doch aus Furcht er könnte was Falsches machen, ließ der Schwarze es lieber und saß nur still mit einem Lächeln da.